AVIVA-Berlin >
Women + Work
AVIVA-BERLIN.de im November 2024 -
Beitrag vom 13.11.2002
Sarah Wiener im Interview mit AVIVA-Berlin (2002)
AVIVA-Redaktion
Das Boulevardmagazin Bunte kürte jetzt die sympathische Wienerin zur "Szeneköchin des Jahres. Bereits 2002 hat das Frauen Online-Magazin sie zur Leading Lady erhoben.
Vor 10 Jahren hat sie die Brötchen noch selbst geschmiert, heute hat sie mit Tracking Catering ein florierendes Unternehmen...
Sarah Wiener ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Vor 10 Jahren hat sie die Brötchen noch selbst geschmiert, heute hat sie ein florierendes Unternehmen, beschäftigt über 20 Festangestellte und bietet mit Tracking Catering, der Sandwichbar und dem Speisezimmer in Berlin Mitte köstliche Speisen und mobile Buffets.
Im Speisezimmer gibt es bei internationalen Feiertagen die dazu passende Küche, und die Tageskarten sind jede Woche neu auf die kulinarischen Spezialitäten verschiedener Kulturen abgestimmt.
AVIVA-Berlin: Wie kamst Du auf die Idee, einen Catering Service zu machen?
Sarah Wiener: Ich hab" überlegt, was ich am besten kann ... das war nicht viel ... und habe mir dann die Frage gestellt, wen ich bekochen möchte. Filmteams nach Marokko zu begleiten, war ein Traum von mir.
Kinder, - ich habe eins von mir ausgebrütet, zwei weitere, die nur in den Ferien oder am Wochenende da sind, können nicht das alleinige Lebensglück sein.
Mir persönlich war mein Leben, also Karriere und Beruf, genauso wichtig.
AVIVA-Berlin: Wie hast Du angefangen?
Sarah Wiener: Ich habe einen Kredit aufgenommen, bin dann zur NVA gefahren und habe mir dort meine erste mobile Küche gekauft. Mein erster Kunde hat damals Studentenfilme gemacht (mittlerweile ist er mit "Tuvalu" für den deutschen Filmpreis nominiert). Meine erste richtige Kundin war eine amerikanische Regisseurin und Produzentin. Sie hat dann den Stein ins Rollen gebracht.
AVIVA-Berlin: Wann hat das Unternehmen schwarze Zahlen geschrieben?
Sarah Wiener: Von Anfang an. Meine Philosophie ist: Ich werde immer besser werden und deshalb auch nicht pleite gehen! Wenn man eine Firma gründet, ist es wichtig zu wissen, wer man selbst ist. Es geht nicht nur darum, eine Idee zu haben, sondern darum, die wirklich durchzuziehen. Mein Respekt gehört all denen, die das machen.
Für mich ist das Leben immer ein Kampf, und durchzuhalten ist schon ein Zeichen von Qualität. Am Anfang war es auch für mich schwer, und es gab Momente, in denen ich das Gefühl hatte, nicht mehr zu können. Wenn man dann aber erst einmal Erfolg hat, ist es sehr schwer wieder aufzuhören. Es ist ein langer Prozess, MitarbeiterInnen zu haben und zu führen, Stärken zu fördern, Schwächen auszubalancieren, Qualität von persönlichen Präferenzen zu trennen, Leute objektiv einzuschätzen! Alles ausdiskutieren zu müssen, ist ein typisch weibliches Symptom. Ich denke, Männer sind viel selbstverständlicher von ihrem Können und ihrer Art überzeugt. Frauen brauchen mehr Selbstbewusstsein, und wenn wir klug sind, die Unterstützung aller anderen Frauen.
AVIVA-Berlin: Woher kommst Du?
Sarah Wiener: Aus Wien, 3. Bezirk!
AVIVA-Berlin: Von wem und zu welchen Anlässen werdet Ihr gebucht?
Sarah Wiener: Von jedem, der gutes, liebevoll zubereitetes Essen schätzt. Von Firmen, der Hausmesse bis zum Bundeskanzleramt, bei Firmenpräsentationen, Buffets unter besonderen Motti, Filmpremieren, Vernissagen, Galas, Modenschauen, Empfängen, Hochzeiten, Geburtstagen.
AVIVA-Berlin: Was war die interessanteste oder lustigste Buchung?
Sarah Wiener: Hermann Nitsch "Orgienmysterien-Theater". Wir haben 6 Tage Nonstop 24 Stunden am Tag 800 Personen mit Essen versorgt.
AVIVA-Berlin: Für wen würdest Du am liebsten einmal ein Buffet machen?
Sarah Wiener: Für alle Feinschmecker dieser Welt.
AVIVA-Berlin: Was sagst Du zum BSE-Skandal?
Sarah Wiener: BSE ist nur die Spitze des Ganzen. Ich denke, dass überall, wo man Geld verdienen kann, die Leute "Moral und Anstand" vergessen. Vielleicht sollten wir wieder dahin kommen, Fleisch nur einmal pro Woche zu essen. Wenn man weiß, wie Tiere heute gehalten und getötet werden, vergeht einem wirklich der Appetit. Aber es ist nicht nur die Tierhaltung, - ich denke an alle synthetischen Aromastoffe, an Klärschlammbouletten und an Dosenfutter, von dem niemand weiß, was da eigentlich drin ist. Unsere Geschmacksnerven werden desensibilisiert - von gesundheitlichen Folgen ganz zu schweigen.
AVIVA-Berlin: Was planst Du für die Zukunft?
Sarah Wiener: Alle drei Monate frage ich mich, wo stehe ich und wo will ich hin. Aber ich will nichts anderes machen. Ich bekomme ein so gutes Feedback und damit Selbstbewusstsein, alles ist permanent im Fluss, auch Stromschnellen gehören es dazu. Ich plane gerade, uns ein Stück zu vergrößern.
AVIVA-Berlin: Nebenbei bist Du noch Meisterin im TaekWonDo. Kannst Du Dir vorstellen, auch etwas ganz anderes zu tun?
Sarah Wiener: Manchmal denke ich, ich hätte gern einen eigenen Obstgarten. Aus den Früchten würde ich dann Marmelade kochen und sie verkaufen. Oder ich würde gern in den kanadischen Wäldern mit einer Straßenbaugruppe umherziehen und sie bekochen.
Weitere Infos: www.sarahwiener.de